Dienstag, 27. März 2012

Spirituell - wissenschaftlich - schön?

Frau in meinem Alter hat ja manche gesellschaftliche Strömungen schon miterlebt - die 2. Frauenbewegung, "Atomkraft - nein danke" und Aufstieg der Grünen, Bioläden und Kindererziehung, die in der Null-Bock- Atmosphäre heranwuchsen, Frauen in Vorständen (die gefeierten Ausnahmen - aber gut, wenigstens was) - und und und.

Seit einigen Jahren geht es ums "Erwachen", Werteorientierung, um die Entdeckung zum "Wahren Selbst" - Kirchen, Religionen, Esoterik halten ein breites Spektrum bereit - das Kino hat mit "Avatar" und "Eat- pray- love" die Szene entdeckt -- und bedient vornehmlich Frauen.

Im ganzen Land boomen Vorträge, Seminare, Events, Messen - die Globalisierung rückt Tibet und Zen vor unsere Haustür - der Dalai Lama füllt Stadien.

Gut - ich habe meine spirituelle Ader auch entdeckt, die Verbundenheit mit der Natur, das Einssein mit allem Lebendigen - eine wunderbare Kraftquelle mit Meditation, in Kreisen Gleichgesinnter, bin beeindruckt von asiatischer Gelassenheit - und ihrer Kraft. Das ist echtes Auftanken, auch Durchbrechen von Getriebensein und Mustern, denen frau hinterher zu rennen pflegt -
und glücklicherweise gibt es ja auch feminine Bewegungen, Yoginis, die einen weiblichen Zugang zur Spiritualität, zum Zyklus des Lebens und zur Einheit von Körper, Seele und Verstand gefunden haben - allen voran Chameli Ardagh, die begnadete Lehrerin aus Nevada.
UND ich bin nicht bereit, diese Tiefe, meine Lust an wissenschaftlichem Denken und Forschen oder meinen Spaß an Sinnlichkeit als entweder - oder zu begreifen.

Auch bei Chameli kann ich meine innere Verdächtigung (noch?) nicht ganz loslassen:
denn allzuoft habe ich den Eindruck, dass die Menschen, die den Zugang zu "mehr als das Sichtbare, Messbare" verheißen - eigentlich nur mein Geld wollen. Dass eigentlich wieder mal im Vordergrund steht, dass ich still und gelassen, duldsam - genügsam sein soll.
Und eine innere Teufelin flüstert mir dann zu: "Wem nutzt das?"

Manchmal können wir "Schwestern" noch nicht mal mehr miteinander darüber reden, wie es uns geht - wenn ja alles eine Frage der inneren Haltung, des Kontakts zum "universell- kosmischen Geist" ist - dann wird alles relativ, alles ist gut, so wie es ist......

Achtung- Gefahr!! Und wenn sogar propagiert wird, den Verstand auszuschalten, nur noch nach Intuition zu leben - verbunden mit unserer "Höheren Macht" -- dann fürchte ich, dass wir Frauen, die dem folgen, den Anschluss als Weltgestalterinnen vollends verlieren.

Ja, wir haben eine Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit - ja, wir tun uns auch 40 Jahre nach der 2. Frauenbewegung noch schwer damit, wie wir das eigentlich in die Gesellschaft integrieren könnten - und zum Segen werden.

Keine will als "verbiesterte frustrierte, frigide Fotze" beschimpft werden - aber wollen wir ernsthaft einen Beitrag zur Gruppe der Märtyrerinnen leisten? (Obwohl - eine heilige Pamela gibt es noch nicht - aber ob posthumer Ruhm das richtige ist....) :-)

Ja, die Affinität zu Technik wurde Mädchen meiner Generation nicht wirklich nahe gebracht, da fällt es mitunter schwer, Schritt zu halten - aber ist ein Rückzug zur Erde da nicht eigentlich ein Resignieren, ein Aufgeben?
Überlassen wir die "Piratenpartei" und ihre Ideale der direkten Mitbestimmung per Technik den Männern, denen das leicht fällt?

Wir kämpfen lieber gegeneinander, kritisieren uns selbst und gegenseitig, statt öffentlich die Gründe anzukreiden, warum wir unzufrieden sind - und die Welt mitzugestalten, damit sie für uns - und für die Männer lebenswerter wird.
Unser Geschlecht hat es geschafft, "Lippenstift- Feminismus" auszumachen und zu verurteilen, kauft Bücher von Frauen (!), die empfehlen, uns dumm zu stellen, um Macht auszuüben...

Wir schaden uns permanent selbst - durch moralischen- Zeigefinger-heben -- und diejenigen der Gesellschaft, die sich immer noch keine Sorgen machen müssen um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (ja, die Männer), die lachen sich ins Fäustchen.

Also, Frauen, aufgepasst und mitgestaltet: nehmt das aus all den Strömungen, das Euer individuelles Frausein unterstreicht und vor allem stärkt - lauft nicht einfach einem Trend hinterher - ob Klangschalen oder High Heels - passt auf, dass er passt - zu Euch!

Und - lasst uns darüber reden, dass wir alle im Umbruch sind, Suchende, mühsam Findende - miteinander, nicht gegeneinander. Denn auch Christina Schröder wird ihre Identitätssuche haben - und wir machen alle dabei Fehler, aus denen wir lernen können.
Umso mehr, wenn wir uns darüber unterhalten statt andere Frauen zu bekämpfen

Towanda - von Pamela

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